Der deutsche Hausärzteverband hatte dazu eingeladen. Kein Wunder, denn Westfalen ist mit einer Pauschale von 32,- Euro pro Quartal und Patient bundesweites Schlusslicht in der Vergütungsliste. Die Hausärzte in Baden-Württemberg und Bayern haben bis zu 85,- Euro zur Verfügung. Warum es in Deutschland zu solchen großen Verschiebungen kommt, kann leider niemand sagen. Fest steht: das ist für eine hausärztliche Versorgung zu wenig.
Was bedeutet diese Pauschale? Für diese knapp 11,- Euro pro Monat behandelt der Hausarzt seinen Patienten. Inbegriffen sind fast alle Leistungen wie Beratung, EKG, Spritzen, Infusionen oder Hausbesuche. Ein Vergleich mit Handwerker (nichts gegen deren Preise) sei erlaubt. Dafür bekomme ich nicht mal einen Lehrling ins Haus.
Aber es handelt sich nicht nur um uns Ärzte (Fachärzte haben überwiegend die gleichen schlechten Bedingungen erhalten). Es geht um Sie als Patienten. Die heutige Entwicklung zeigt, dass die hausärztliche Versorgung auf dem Lande bereits zusammenbricht. Bereits heute fehlen über 250 Hausärzte in Westfalen-Lippe. Die Praxen waren unverkäuflich. Niemand wollte sie haben. Erst sind die Dörfer ohne Arzt, heute bereits finden gutlaufende Praxen in Mittelstädten wie Ahlen keine Nachfolger mehr. In den nächsten Jahren wird sich das auch in Münster zeigen. In Westfalen erreichen 55 % der Hausärzte in den nächsten 10 Jahren das Rentenalter. Was wird mit deren Praxen?
In Bayen hat die Sorge um die hausärztliche Versorgung dazu geführt, dass zigtausende Patienten auf die Straßen gegangen sind und protestiert haben. Durch ihre Solidarität und den Druck der Massen kam es schließlich zu neuen Verträgen mit deutlich besseren Konditionen (siehe oben). Das erfreut die Bevölkerung in Bayern, macht aber unsere Situation in Westfalen noch prekärer. Welcher junge Arzt sollte sich in Westfalen niederlassen, wenn er im Süden der Republik mehr als das Doppelte verdienen kann?