Heute geöffnet:
8:00 – 12:30, 14:30 – 18:30 Uhr
Online Termin buchen Rezept bestellen
Das Ärzt:innen-Team der Hausarztpraxis auf der Geist Münster

Vitamin-D-Mangel? Versuch einer kurzen Einordnung

Geschrieben in Aktuelles am
Viele Menschen nehmen Vitamin-D-Nahrungsmittelergänzungen ein, weil sie davon ausgehen, dass ihr zu niedriger Vitamin-D-Wert durch Substitution verbessert und damit Krankheiten vor gebeugt werden können.

Zunächst möchte ich auf den empfohlenen Vitamin-D-Spiegel im Blut eingehen. Hier kursieren viele Empfehlungen, die von zu hohen Normalwerte ausgehen. Patientinnen und Patienten erklären oft im Gespräch, dass sie Empfehlungen zur Vitamin-D-Substitution erhalten haben, weil der Blutwert unter 30 ng/ml liegt. Dies entspricht aber nicht den anerkannten Referenzwerten. Sowohl das anerkannte US– Institute of Medicine als auch das RKI (Robert-Koch-Institut) gehen ab einem Wert von 20 ng/ml von einer ausreichenden Versorgung aus. Leider deckt sich dies nicht mit den Normalwerten, die unsere Labore angeben. Damit kommt es zu Irritationen.

Wer sollte nun besonders auf seinen Vitamin-D-Spiegel achten? Wichtig ist die ausreichende Zufuhr für Patienten mit bestimmten Leber- und Nierenkrankheiten, Morbus Crohn, Osteoporose oder bei Menschen, die einen Magen-Bypass erhalten haben. Gleiches gilt für Säuglinge.

Vor etwa 15 Jahren wurden zahlreiche Beobachtungstudien veröffentlicht, nach denen sich das Risiko für Herzkrankheiten, Krebs, Diabetes und weitere Krankheiten senken lässt, wenn man zusätzlich Vitamin D einnimmt. Dadurch entstand ein wahrer Hype um Vitamin D.

Das Problem an diesen Studien war, dass sie ein gemeinsames Auftreten von niedrigen Vitamin-D-Werten und bestimmten Krankheiten aufzeigten, aber nicht bewiesen, dass eines davon das andere verursacht. Um dies zu klären, wurden in den folgenden Jahren zahlreiche qualitativ sehr hochwertige Studien gemacht, um den Zusammenhang zu beweisen oder den zu widerlegen. Leider waren die Ergebnisse sehr ernüchternd. Nahezu alle Untersuchungen ergaben keinen Zusammenhang mit der Höhe des Vitamin D und den untersuchten Krankheiten. Zu den wenigen tendenziell positiven Studien zählen Untersuchungen an Patienten mit drohendem Diabetes. Diese konnten durch Gabe von Vitamin D ihr Risiko für den Ausbruch der Krankheit leicht reduzieren. Die Analyse von Studien zum Zusammenhang mit Atemwegserkrankungen zeigten eine Verringerung von akuten Atemwegsinfekten von 2 % bei Vitamin-D-Gabe. Am effektivsten zeigte sich dabei eine Supplementation von 400-1000 IE täglich (unabhängig vom Ausgangsspiegel im Blut). Jeder mag für sich beurteilen, ob das Grund genug ist, Nahrungsmittelergänzungen zu nehmen.

Weitere Informationen zum Thema Vitamin D und Atemwegsinfekte sind hier zu finden.

Als letztes soll noch auf die Höhe der Nahrungsmittelergänzungen eingegangen werden. Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass bis 2000 IE pro Tag unbedenklich sind. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung nennt 4000 IE als maximale Tagesdosis. Höhere Mengen sind kritisch zu sehen, denn einige Studien haben ergeben, dass ein Überschuss an Vitamin D unter anderem das Risiko gefährlicher Stürze erhöht. So werden Gleichgewichtsprobleme vermutet.

Diese kurze Zusammenfassung soll zeigen, dass die Beziehung zwischen Vitamin-Konsum und Gesundheit weitaus komplizierter ist, als es zunächst den Anschein hat. Weitere Studien werden in den nächsten Jahren dazu folgen.

Teilen Sie diesen Artikel. Vielen Dank!

Google+ Facebook Twitter
Kostenlos auf dem Laufenden bleiben
Folgen Sie uns auf Facebook. Alle Neuigkeiten als RSS-Feed
Das könnte Sie auch interessieren
Alle Nachrichten zu unserer Praxis und dem Thema Gesundheit