Bis zum Ende des ersten Lebensjahrs bekommen kleine Kinder Vitamin-D-Tabletten verschrieben. Danach ist zumeist Schluss. Zugleich tun viele Eltern alles, um ihre Kinder vor der Sonne zu schützen. T-Shirts mit Sonnenschutz undhohe Lichtschutzfaktoren in der Sonnenmilch halten jedes bisschen Strahlung ab. Der Ansatz ist zwar richtig. Zu große Vorsicht allerdings bremst die Vitamin-D-Bildung aus.
Laut Robert Koch-Institut (RKI) nehmen ein- bis zweijährige Kinder noch genug Vitamin D auf oder bilden genug in ihrer Haut. Bei den drei bis 17-Jährigen allerdings leiden rund 87 Prozent unter einem Vitamin-D-Mangel, bei der erwachsenen Bevölkerung sind es immerhin noch 60 Prozent. Als Folge kann der Körper zu wenig Kalzium aus dem Essen über den Darm in den Stoffwechsel schleusen.
Das Kalzium fehlt anschließend für den Knochenaufbau und den Erhalt der Knochenmasse. Doch damit nicht genug: Wie Forscher jetzt in der Fachzeitschrift „Science Translational Medicine“ berichten, führt der Mangel nicht nur zu einer verringerten Knochenmasse, sondern lässt auch Teile der Knochen vorzeitig altern und erhöht dadurch das Bruchrisiko.
Vieles deutet darauf hin, dass es möglich ist, die Alterungsprozesse durch eine Vitamin-D-Einnahme rückgängig zu machen. „Wir wissen aus anderen Studien, dass für den Knochenstoffwechsel wichtige Knochenhormone wieder normale Werte annehmen, wenn Vitamin D eingenommen wird“, sagt Hofbauer. Noch besser ist, wenn es erst gar nicht zu den Alterungsprozessen kommt. Durch eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung wären sie laut Amling vermeidbar – sei es durch Tabletten mit täglich 800 bis 1000 Einheiten Vitamin D, den täglichen Konsum von Vitamin-D-reichen Lebensmitteln wie Lachs oder regelmäßige Aufenthalte im Freien ohne Tagescreme mit Lichtschutzfaktor.
Wer auf eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung achtet, tut sich auch in anderer Hinsicht einen Gefallen. So ist Vitamin D im Hinblick auf die Funktion des Immunsystems und Autoimmunerkrankungen, Nervenzellen, Muskelfunktion, und diverse Krebserkrankungen wichtig. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass bei einem Vitamin-D-Mangel etwa die Insulinempfindlichkeit herabgesetzt ist. „Unsere moderne Arbeitswelt mit stundenlangem Sitzen vor Monitoren macht es jedoch fast unmöglich, Vitamin D auf natürlichem Weg zu bilden“, warnt der Dresdner Mediziner Hofbauer. (Auszüge aus Spiegel online)