Nur: „Mir ist niemand bekannt, der in den ersten vier Monaten mehr verdient hat“, sagt Schuster. Und weil der Allgemeinmediziner Sprecher des Hausärzteverbundes in Münster ist, kennt er ziemlich viele Kollegen.
Der 46-Jährige betreibt gemeinsam mit zwei Kollegen eine Praxis in Münster, die in Sachen Quantität durchaus repräsentativ ist. Knapp 3000 Patienten betreut das Trio, einige Privatpatienten sind darunter, deren Zahl ist jedoch überschaubar. Die drei Ärzte bieten darüber hinaus Zusatzleistungen: Akupunktur etwa, und Ernährungsberatung und Angebote für Raucher, die von ihren Glimmstängeln loskommen wollen. „Wir rechnen für unsere Praxis im ersten Quartal mit einem Minus von 2500 Euro“, sagt Schuster. Und weil der weitaus größte Teil seiner Kollegen ebenfalls davon ausgeht, auf der Verliererseite der Reform zu stehen, fragt der 46 Jahre alte Arzt nicht ganz zu unrecht, wo sie den sind, die Gewinner, die den Schnitt auf das Sieben-Prozent-Plus für alle pushen.
Beim alten Punktesystem, sagt der Arzt, hätten er und seine Kollegen 40 bis 45 Euro pro Patient und Quartal bekommen. In NRW sind es jetzt 32,43 Euro pauschal.
Die laufenden Kosten bleiben gleich, die Erträge gehen zurück. Was tun? Sparen, ein Mehr an Leistungen anbieten, damit quasi durch Mehrarbeit den Verlust ausgleichen? Oder einen dritten Weg beschreiten. Den nämlich, anstelle der KV als örtlicher Ärzteverbund die Honorare selber mit den Krankenkassen aushandeln, Synergien nutzen, sich Leitlinien in der Medikamentenvergabe geben – kurzum: Sparpotenziale im System nutzen, ohne dass die medizinische Qualität leidet. „In anderen Region gibt es das schon“, sagt Schuster. Mit dem Ergebnis, dass die Kassen plötzlich Pauschalen bis zu 80 Euro zahlen, ohne das der Gesamtetat steigt. „Das ist doch ein Modell, das sich für alle lohnt“, sagt Schuster.
VON ELMAR RIES, MÜNSTER, Westfälische Nachrichten
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