Wissenswertes über EHEC

Geschrieben in Aktuelles > Allgemeinmedizin am
Infektionserkrankungen mit dem EHEC-Erreger (Enterohämorrhagischer Escherichia coli) sind generell seit Anfang der 80er Jahre in den USA und Europa aufgetreten. Jährlich werden dem Robert-Koch-Institut im Rahmen der gesetzlichen Meldepflicht zwischen 800 und 1200 EHEC-Infektionen gemeldet. Die tatsächliche Anzahl von Infektionen dürfte höher liegen, da sonst gesunde Menschen nicht immer Symptome entwickeln oder allenfalls mit nicht blutigem Durchfall reagieren.

Der EHEC-Erreger hat sein Reservoir überwiegend bei wiederkäuenden Haustieren wie Rindern, Ziegen oder Schafen. Man nimmt an, dass 50 Prozent der Rinderbestände EHEC-infiziert sind.

Der Mensch infiziert sich fäkal-oral, das heißt über den Kot infizierter Tiere.

Die Ansteckung geschieht beim direkten Kontakt mit infizierten Tieren, z. B. im Streichelzoo oder auch im Rahmen von Ferien auf dem Bauernhof. Oder aber auch durch den Verzehr ungekochter Speisen: Fallobst auf Viehweiden; mit Rindermist gedüngtes Gemüse; Fleisch, das während der Schlachtung mit Kotspuren verunreinigt wurde; Rohmilch und deren Produkte.

Übrigens halten nicht wenige Wissenschaftler die artwidrige Fütterung der Rinder mit stärke-reichen Getreide anstatt mit Gras oder Heu für mitverantwortlich für die hohe Durchseuchung der Tiere. Der pH-Wert im Verdauungstrakt der Wiederkäuer falle ab, was für die säureresistenten EHEC-Keime einen Selektionsvorteil bedeute.

Nicht das Bakterium, sondern sein Gift (Toxin) stellt die Gefahr bei einer EHEC-Infektion dar.

Das ist u. a. auch der Grund, weshalb nach derzeitigem Kenntnisstand Antibiotika zur Therapie nicht geeignet sind. Man nimmt an, dass Antibiotika die Toxin-Produktion stimulieren, so dass sich das Krankheitsbild eher verschlimmern könnte.

Auch der Einsatz von Durchfallmitteln, so genannten Antidiarrhoika, kann sich eher als schädlich erweisen, da sie wahrscheinlich die Resorption von Toxinen aus dem Darm in die Blutbahn begünstigen.

Das EHEC-Bakterium verursacht durch sein Gift Verotoxin nicht nur Durchfälle sondern auch den Abbau von roten Blutkörperchen ( Erythrozyten ). Als Folge ihrer Auflösung kommt es zur Blutarmut. Bestandteile der Blutkörperchen, sogenannte Zelltrümmer, verkleben die feinen Blutgefäße der Nieren, die ihre Funktion zunehmend reduzieren. Es entwickelt sich eine Nierenschwäche, die einem Versagen des Organs münden kann.

Das Nierenversagen in Verbindung mit Blutarmut und einem Mangel an Blutplättchen wird als hämolytisch-urämisches Syndrom ( HUS ) bezeichnet. Im günstigen Fall ist die Nierenschwäche nur vorübergehend, so dass die Patienten nur zeitweilig eine Dialysebehandlung benötigen. Im ungünstigen Fall kommt es auch zu Schädigungen anderer Organe, etwa zu einer Schwellung des Gehirns.

Durch die Blutwäsche (Apherese ) lassen sich die Schadstoffe entfernen, durch rechtzeitigen Einsatz lassen sich Komplikationen vermeiden.

Derzeit sind viele Fragen noch ungeklärt: warum sind überwiegend Patienten mittleren und höheren Alters betroffen, läuft die Übertragung auf den Mensch tatsächlich derzeit nur über Gemüsesorten, etwa Tomaten, Gurken oder – wie aktuell vermutet – über Sprossen, wo nimmt der Infektionsweg außerhalb Deutschlands seinen Ursprung, sind Frauen tatsächlich empfänglicher für eine Ansteckung als Männer, und viele Fragen mehr.

Fakt ist, dass jede Durchfallerkrankung, die mit sichtbarem Blut einhergeht, Anlaß zur Vorstellung beim Arzt sein sollte. Weiterhin sollten Durchfallerkrankte, die im Rahmen ihrer Tätigkeit mit Lebensmitteln zu tun haben oder in Küchen von Gaststätten oder Gemeinschaftseinrichtungen tätig sind, sich weiterführender Diagnostik beim Arzt unterziehen.

Um eine Ansteckung mit dem EHEC-Durchfall-Erreger zu vermeiden, wird zu besonderer Vorsicht geraten. Es gelten folgende Empfehlungen:

  • vor der Zubereitung frischer Produkte die Hände 20 Sekunden mit warmen Wasser und Seife waschen
  • die Nahrungsmittel unter fließendem Wasser abreiben, eventuell eine spezielle Gemüsebürste benutzen; Seife ist nicht nötig
  • Obst oder Gemüse selbst vor dem Schälen waschen, damit Keime nicht an Messer oder Hände gelangen
  • mit einem Küchentuch aus Papier abtrocknen, um die Keimzahl weiter zu reduzieren
  • die äußeren Blätter von Kohl und Salaten großzügig wegwerfen
  • rohes Fleisch getrennt von anderen Lebensmitteln lagern und zubereiten, auch beim Grillen
  • Flächen und Gegenstände nach Kontakt mit Fleisch, dessen Verpackung oder Tauwasser gut reinigen
  • Lappen und Handtücher danach sofort wechseln und bei 60° C waschen
  • derzeit Verzicht auf Zwiebelmettwurst, Teewurst, „Braunschweiger“ und Rohmilchkäse, insbesondere für Menschen aus Risikogruppen
  • Kochen, Braten und Pasteurisieren (70° C für zwei Minuten im Kern des Lebensmittels ) tötet EHEC ab
  • Kinder bei Kontakten mit Tieren ( z. B. Streichelzoo, Bauernhof ) beaufsichtigen; gegessen und getrunken werden sollte zeitlich und räumlich außerhalb der Nähe der Tiere
  • EHEC ist unempfindlich gegen saures Milieu, Kälte ( auch in der Gefriertruhe ), Salze und Austrocknen
  • es gilt immer: auch im Haushalt und vor allem beim Toilettenbesuch ist Händehygiene wichtig.

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